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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 26.07.2024 um 10.30 UTC



Anfangs "Sommer, Sonne, Sonnenschein" und heiß, ab Wochenmitte wieder der
altbekannte Trott...
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 02.08.2024


Der mittelfristige Zeitraum startet am Montag mit - bitte festhalten -
Hochdruckeinfluss! An der gestrigen, an dieser Stelle geschriebenen Vermutung,
dass es sich bei diesem Hoch wahrscheinlich um HALIL handelt, hat sich insofern
etwas getan, als dass die Kollegen der FU Berlin mittlerweile diesen Namen
wirklich vergeben haben. HALIL thront zum Wochenstart direkt über Deutschland
und verlagert seinen Schwerpunkt am Dienstag ins östliche Mitteleuropa. Gestützt
wird das Hoch durch einen westeuropäischen Rücken, dessen Achse ab Dienstagabend
auf den Westen Deutschlands übergreift.

Stromauf ist ein abgeschlossenes Höhentief knapp westlich der Iberischen
Halbinsel samt vorderseitigem Bodentief zu finden, das sich bis Dienstag
allmählich Richtung Frankreich verlagert und beginnt, sich langsam aufzufüllen.
Vorderseitig strömt dabei zunehmend heiße und feuchte Subtropikluft in den
Südwesten Deutschlands. Liegt T850 am Montagmittag noch bei 15 Grad im Südwesten
und rund 10 Grad in der Nordosthälfte, rutscht am Dienstag schon die
20-Grad-Isotherme in den Südwesten rein, während die 10 Grad allenfalls noch im
äußersten Nordosten zu finden sind. In der Folge wird am Montag im Südwesten, am
Dienstag dann in der Südwesthälfte verbreitet die 30-Grad-Marke gerissen, am
Oberrhein sind dann sogar rund 35 Grad möglich. Bei Tiefstwerten die dort
allenfalls nur wenig unter 20 Grad liegen dürften, wird es mit dem nächtlichen
Durchlüften schwierig, weshalb mit Sicherheit entsprechende Warnungen vor einer
starken (am Oberrhein vielleicht sogar extremen) Wärmebelastung folgen.

Obwohl sich die Luftmasse aus energetischer Sicht zunehmend auflädt, dürften
Gewitter aufgrund ordentlicher Deckelung und fehlendem dynamischen Antrieb am
Dienstag maximal im südwestdeutschen Bergland (Schwarzwald, Schwäbische Alb) und
in den Alpen ganz vereinzelt ein Thema werden. Etwas anders sieht es am Mittwoch
aus, wenn die Rückenachse in die Osthälfte schwenkt und die westlichen
Landesteile auf die leicht diffluente Vorderseite des (mittlerweile nur noch)
Troges über Frankreich gelangen. Ab den Abendstunden greift das vorgelagerte
Tief auf uns über, sodass im Westen und Südwesten nun auch abseits der Berge die
ersten kräftigen Gewitter zu erwarten sind. Wie intensiv die Gewitter ausfallen,
dürfte einmal mehr auch davon abhängen, wie stark die dämpfende Wirkung des
Saharastaubs ausfällt, der im Tagesverlauf aus Südwesten einströmt. Das gilt
natürlich auch für die Temperatur, wenngleich es vor allem im Süden und über der
Mitte ohne Frage heiß und (leider auch) sehr schwül bleibt.

In der Nacht zum sowie am Donnerstag selbst schwenken der (Kurzwellen-)Trog und
das Bodentief bzw. besser der Bodentiefkomplex weitgehend ostwärts über und
hinweg. Verbreitet muss mit kräftigen Regenfällen und Gewittern bis in den
Unwetterbereich gerechnet werden, wobei es für Detailfragen natürlich noch viel
zu früh ist. Dahinter wird mit einer schwachen westlichen Höhenströmung die
größte Hitze ausgeräumt, das Temperaturniveau bleibt bei T850 von 12 bis 15 Grad
aber weiterhin sehr sommerlich. Daran ändert sich auch am Freitag nur wenig und
während man vor allem in der Osthälfte noch mit den Resten des Gewittertiefs zu
kämpfen hat, macht sich im Westen langsam schon das nächste Hoch bemerkbar.

Dieser Hochdruckeinfluss setzt sich dem aktuellen IFS-Lauf zur Folge am
Wochenende (erweiterte Mittelfrist) dann auch landesweit durch bei weiterhin
(hoch-)sommerlichem Temperaturniveau.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen 00-UTC-Laufs des IFS kann als ziemlich gut
beschrieben werden. Selbst das Übergreifen des Gewittertiefs ab der Nacht zum
Donnerstag wird sehr ähnlich gesehen. Dass es dabei im Detail noch gewisse
Unterschiede gibt, liegt in der Natur der Sache und fällt daher an dieser Stelle
nicht ins Gewicht. Mit Blick in die erweiterte Mittelfrist wird der
Hochdruckeinfluss am Wochenende mittlerweile etwas stärker eingeschätzt als noch
in den beiden Vorläufen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Mit Blick in die globale Modellwelt muss festgestellt werden, dass eine gute
Konsistenz der IFS-Läufe nicht zwingend auch eine sichere Vorhersage bedeutet.
Das wird besonders am Mittwoch deutlich, wo ICON den über uns befindlichen
Rücken deutlich abgeflachter präsentiert und in der Folge das Gewittertief in
Form einer zonalen Rinne mit mehreren Kernen bereits über Deutschland ostwärts
hinweg ziehen lässt. Dazu gibt es einen ordentlichen Temperaturgradienten mit in
850 hPa rund 9 Grad im Norden und 20 Grad im Süden. UK10 stößt ins selbe Horn,
während GFS die IFS-Variante unterstützt. Demnach würde der Donnerstag nach ICON
und GFS unter Zwischenhocheinfluss schon weitgehend trocken ablaufen (abzüglich
des Süden, wo noch die Kaltfront des Tiefs zurückhängt). Mit Blick in die
erweiterte Mittelfrist löst sich dann auch GFS von der IFS-Schiene und lässt uns
in den Einflussbereich eines hochreichenden Tiefs bei den Britischen Inseln
geraten, während uns IFS, wie im Haupttext beschrieben, ein (Zwischen-)Hoch
gönnt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen für verschiedene deutsche Städte bestätigen die vom Hauptlauf
angedachte Wetterentwicklung: Zunächst trocken und ansteigendes Temperaturniveau
mit einem (mehr als) hochsommerlichem Peak am Mittwoch, danach bis
Freitag/Samstag "Abkühlung", aber weiterhin sommerlich bei T850er Werten von
meist etwa 12 Grad. Dazu nehmen die Niederschlagssignale ab Mittwoch wieder zu
mit einem Maximum am Donnerstag UND teilweise auch am Freitag. Anschließend
gewinnen die trockenen Lösungen wieder an Gewicht.

Auch das Clustering nährt trotz vier Gruppierung im Zeitraum von Mittwoch bis
Freitag keine Hoffnungen auf eine längere Andauer des ruhigen Hochdruckwetters.
Ab Wochenmitte gelangen wir damit zunehmend auf die Trogvorderseite und damit in
den Einflussbereich des Gewittertiefs.
Im Zeitraum von Samstag bis Montag zeigen zwei der drei verfügbaren Cluster dann
das erneute Übergreifen eines Rückens, der in der dritten und mit 11 Membern am
schwächsten repräsentierten Gruppierung, wenn überhaupt nur sehr schwach
ausgeprägt ist.

FAZIT:
Dass uns ein ruhiger Wochenstart bevorsteht, steht außer Frage - genauso wie die
von Südwesten her zunehmende Hitze. Ebenfalls einig ist man sich - zum Leidwesen
der Warnmeteorologen - dass das wetterbestimmende Hoch nur eine Zwei-, maximal
Dreitagesfliege sein wird. Ab Mittwoch wird die Prognose - trotz ziemlich
geschlossener und konsistenter Prognosedarbietung des IFS(-EPS) - recht
unsicher, was an den angebotenen Alternativlösungen mancher Globalmodelle (ICON,
UK10) liegt. Die Hauptfrage ist letztlich, wann genau der Trog und das
korrespondierende Gewittertief auf uns übergreifen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Nach ruhigem Wochenbeginn und allenfalls vereinzelten (dann aber kräftigen)
Gewittern über dem Schwarzwald, der Schwäbischen Alb und den Alpen am Dienstag
muss ab Mittwochabend zumindest ganz im Westen und Südwesten auch abseits des
Berglands mit kräftigen Gewittern gerechnet werden, die spätestens am Donnerstag
wohl landesweit zu erwarten sind. Zwar ist die Prognose noch ziemlich unsicher,
dass örtlich aber Unwettergefahr vor allem aufgrund von Starkregen besteht,
steht außer Frage. Auch am Freitag kann es noch zu kräftigen Gewittern oder
gewittrigen Starkregenfällen kommen - am ehesten im Osten und Süden.

Dazu ist am Dienstag im Südwesten, am Mittwoch dann in der Südwesthälfte von
einer starken Wärmebelastung auszugehen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS(-EPS), ICON(-EPS), GFS, UK10, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Tobias Reinartz