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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 08.07.2025 um 10.30 UTC



Blocking ohne Ende - vor allem ab dem Wochenende leicht unbeständig mit Schauern
und Gewittern. Meist mäßig warm bis warm, im Südwesten und Süden ab dem
Wochenende auch wieder sehr warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 15.07.2025


Massives Blocking - entweder über West-, teilweise aber auch über Nordeuropa -
schottet uns vom jeglichen Wettereinfluss vom Atlantik her ab, und das gefühlt
bis zum Sankt Nimmerleinstag.

Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes, am kommenden Freitag, erstreckt sich eine
umfangreiche Hochdruckzone von Westeuropa in einem Bogen über Skandinavien bis
nach Nordwestrussland. Gestützt wird diese durch einen Höhenrücken über
Westeuropa, der sich über die Nordsee bis nach Süd- bzw. Mittelskandinavien
erstreckt und bis Samstag Verbindung aufnimmt mit einem weiteren Höhenrücken,
der vom Nahen Osten bis nach Südwest- bzw. Westrussland reicht.
Flankiert wird dieses Gebilde von einem umfangreichen und hochreichenden
Tiefdruckgebiet, dessen Drehzentrum sich am Freitag bzw. in der Nacht zum
Samstag allmählich vom polnisch-weißrussischem Grenzgebiet nach Nordpolen
(südlich von Danzig) verlagert. An dessen Westflanke gelangt von Norden her eine
mäßig warme bis warme Luftmasse (T850 hPa am Freitag, 18 UTC zwischen 8 Grad an
der Oder und 13 Grad in Südbaden) ins Vorhersagegebiet.
Eingebettet in die nördliche Höhenströmung schwenkt ein recht markanter Randtrog
vor allem über die Osthälfte des Landes mit einzelnen Schauern und Gewittern
hinweg südwärts. Dahinter dreht die Höhenströmung eher auf Nordnordost. Wie weit
die Schauer nach westen ausgreifen, ist noch unklar, und auch die mengen bleiben
insgesamt eher übersichtlich. Im Südwesten, ganz im Westen und an den Küsten
bleibt es aber wohl trocken mit längeren sonnigen Abschnitten.

Am Wochenende verlagern sich das Höhen- und das korrespondierende, allerdings
sich langsam auffüllende Bodentief peu à peu Richtung Vorhersagegebiet, wobei
sie zum Sonntag hin im Bereich Oder/Neiße quasistationär werden.
Aus der langgetreckten Hochdruckzone kapselt sich ein eigenständiges Höhen- bzw.
Bodenhoch über dem Norden Skandinaviens ab, allerdings bleibt ein blockierender
Keil über Westeuropa aufrecht, der gestützt wird durch kräftige WLA vorderseitig
eines über dem nahen Ostatlantik nach Süden amplifizierenden Höhentroges.
Mit Annäherung des Tiefs gestaltet sich auch über dem Vorhersagegebiet der
Wetterablauf weiterhin leicht unbeständig. Vor allem nach Lesart des IFS greifen
die Schauer und Gewitter, die sich an beiden Tagen insbesondere mit dem
Tagesgang entwickeln, vor allem am Sonntag über die Mitte bis in die Westhälfte
aus, lediglich im Südwesten und Teilen Süddeutschlands bleibt es dann noch
trocken.
Die Niederschläge sind konvektiver Natur und somit sehr ungleich verteilt, so
dass auch in den genannten Regionen nicht jeder was abbekommt.
Vor allem in den Westen und Süden wird von Südwesten her allmählich wärmere Luft
eingesteuert. T850 hPa steigt bis zum Sonntag im Südwesten wieder auf knapp über
15 Grad, während sie im Nordosten bei etwa 10 Grad verharrt. Somit liegen die
Höchstwerte meist zwischen 22 und 28 Grad (Küsten um 20 Grad), am Sonntag noch 1
bis 2 K höher, mit den höchsten Werten am Oberrhein, wo am Sonntag die 30 Grad
eventuell erreicht werden.

Zu Beginn kommender Woche ziehen sich Boden- und Höhentief tendenziell langsam
wieder Richtung östliches Mitteleuropa bzw. Südosteuropa zurück, während der
Höhentrog über dem Ostatlantik sein Drehzentrum Richtung Island verlagert und
einen neuen Höhenrücken stützt, der sich vom Seegebiet westlich der Iberischen
Halbinsel bis Dienstag über England bis zur westlichen bzw. nördlichen Nordsee
aufwölbt. Dieser stützt wiederum ein Bodenhoch, das seinen Schwerpunkt bis
Dienstag zu den Britischen Inseln verlagert.
Vor allem nach Lesart des IFS lässt der Einfluss des Troges auf das
Vorhersagegebiet nur langsam nach und es entwickeln sich an beiden Tagen
weitere, teils gewittrige Schauer. Kleinräumig kann es dabei durchaus auch mal
Starkregen geben, in Summe bleiben die Niederschlagsmengen aber übersichtlich
und vor allem auch ungleich verteilt (der aktuelle IFS-Lauf hat am Dienstag z.B.
in Südbayern durchaus nennenswerte Mengen auf der Agenda). Die Luftmasse stammt
weiterhin aus Nordeuropa und kann sich im Südwesten und Süden stärker erwärmen
als im Norden und Osten. Somit sollte sich an der Temperaturverteilung nur wenig
ändern: Weiterhin mäßig warm bis warm, im Südwesten sehr warm mit Höchstwerten
nahe 30 Grad.

Auch die erweiterte Mittelfrist bringt nach Lesart des IFS keine nennenswerte
Wetteränderung. Das Höhentief verlagert sein Drehzentrum nach Ungarn, der
Schwerpunkt hohen Luftdrucks bzw. Geopotenzials verschiebt sich tendenziell
wieder eher Richtung Nordwesteuropa.
Somit strömen weiterhin recht feuchte und warme Luftmasse zu uns, innerhalb
derer sich täglich Schauer und Gewitter entwickeln können, tendenziell vor allem
im Osten und Südosten, während sich im Westen die Sonne häufiger zeigt und es
mancherorts sicherlich trocken bleibt. Auch an den Temperaturen ändert sich nur
wenig.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die letzten IFS-Läufe erweisen sich im Großen und Ganzen als einigermaßen
konsistent. Die Geopotenzialgebilde (Höhenrücken tendenziell über West- und
Nordeuropa, Höhentief über Ost- bzw. dem östlichen Mitteleuropa) werden ähnlich
simuliert und unterschieden sich in erster Linie bzgl. ihrer Geometrie. Die
Drehzentren des Höhen- bzw. Bodentiefs werden nach Lesart der beiden gestrigen
IFS-Läufe am Wochenende eher etwas weiter östlich simuliert, dafür nimmt das
Höhentief eine leicht elliptische Form an mit einem sich bis nach Mitteleuropa
erstreckenden Randtrog (insbesondere nach Lesart des gestrigen 12 UTC-Laufes).
Das hat zwar Einfluss auf die Niederschlagsprognosen im Detail, an den
allgemeinen Aussagen ändert sich aber kaum etwas.
In der ersten Hälfte der kommenden Woche ließ der gestrige 00 UTC-Lauf das
Höhentief nach Dänemark ziehen, simulierte aber gleichzeitig am Di/Mi einen
Cut-Off über Südosteuropa. Das Höhentief über Dänemark wurde dann als Randtrog
vom Höhentrogkomplex über Island eingefangen, womit sich an der Ostflanke eines
kräftigen Hochs südwestlich der Britischen Inseln über dem Vorhersagegebiet eine
mehr oder weniger zyklonale Nordwestlage etablieren sollte.
Der gestrige 12 UTC-Lauf ähnelt dagegen eher dem aktuellen Lauf und simuliert
das Blockadehoch über West- und Nordwesteuropa.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Beim Vergleich mit anderen Globalmodellen fällt auf, dass IFS den Einfluss des
Höhentiefs quasi über den gesamten Vorhersagezeitraum weiter nach westen
ausgreifen lässt als fast alle anderen vorliegenden Modelle. Das UK10 ähnelt dem
IFS noch am ehesten, lässt die konvektiven Niederschläge aber auch am Sonntag
nicht weiter als bis zu den mittleren Landesteilen vorankommen.
ICON und vor allem GFS sind dagegen deutlich defensiver aufgestellt. Nach Lesart
des GFS wären sogar am Sonntag lediglich der Osten und Nordosten und eventuell
noch der Alpenrand von einzelnen Schauern und Gewittern betroffen.
Zu Beginn kommender Wochen werden dann vorderseitig eines schwachen Randtroges,
der auf Frankreich (ICON) bzw. den Süden der Britischen Inseln (GFS) übergreifen
soll, in den Südwesten und Süden des Landes vorübergehend sehr warme bis heiße
und potenziell instabile Luftmassen eingesteuert. Das würde dort bei
Höchstwerten jenseits der 30 Grad das Potenzial für Unwetter etwas erhöhen.
In der erweiterten Mittelfrist etabliert sich dann der Schwerpunkt tiefen
Luftdrucks nach Lesart des GFS über dem nördlichen Mitteleuropa und
unterscheidet sich somit vom grundsätzlichen Wetterablauf nur wenig vom IFS.
Interessant dagegen die vom GEM simulierte Entwicklung: Das Höhentief über Polen
zieht am Di/Mi allmählich zur südlichen bzw. mittleren Ostsee während ein
weiteres vom Südwesten der Britischen Inseln bis Mittwoch nach Nordwestitalien
zieht. Gleichzeitig wird eine Bodentiefentwicklung über Südostdeutschland
simuliert. Nach diesem Szenario könnte es unwetterartige Niederschläge vor allem
in Teilen des Südens und der Mitte des Landes geben. Diese Lösung nimmt aber
eine Außenseiterposition ein.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Auch das Clustering macht es deutlich: Das Blocking ist bis in die erweiterte
Mittelfrist unstrittig. Sowohl im Zeitraum 72 bis 96 Stunden (1 Cluster) als
auch im nächstfolgenden (120 bis 168 Stunden mit 3 Clustern) gehören alle
Cluster diesem Großwetterlagenregime an.
Lediglich der genaue Schwerpunkt des Blockadehoch wird mit leichten Differenzen
simuliert, was sich, wie auch beim Vergleich der Globalmodelle, in einer
unterschiedlichen räumlichen Verteilung bzw. Intensität der simulierten
konvektiven Niederschläge insbesondere ab Sonntag niederschlägt.
Auch in der erweiterten Mittelfrist dominiert das Blocking, wobei das
Blockadehoch in der Mehrzahl der Läufe über Nordwesteuropa simuliert wird. Die
Lösungen für Mitteleuropa reichen dabei von schwachen Trogpassagen von Südwesten
her (CL 1 mit 17 Membern) über abtropfende Höhentiefs (CL 2 mit 15 Membern bzw.
CL 3 mit 11 Membern, zzgl. Haupt- und Kontrolllauf) bis hin zu einer
antizyklonalen Nordwestlage mit einem Höhenrücken über Südwest- bzw. Westeuropa
und einem Höhentief über Südosteuropa (CL 4 mit 8 Membern).

Die Kurvenschar der 850 hPa-Temperatur der Einzelmember in den Rauchfahnen
verschiedener, über das gesamte Vorhersagegebiet verteilter Gitterpunkte
verläuft bis zum Wochenende bei leicht steigender Tendenz in einem relativ engen
Spread (am Wochenende meist zwischen 8 und 12 Grad im Norden bzw. zwischen 11
und 15 Grad im Süden).
Zu Beginn kommender Woche zeigt dann vor allem für die Südhälfte das Gros der
Member - im Gegensatz zum Hauptlauf - einen vorübergehenden deutlichen Anstieg
der 850 hPa-Temperatur auf teilweise deutlich über 15 Grad (wenngleich die 20
Grad vom GFS-Modell nicht auftauchen). Dazu nehmen grade im Südwesten und Westen
auch die Niederschlagssignale zu. Das deutet durchaus ein leicht erhöhtes
Potenzial für eine etwas "verschärftere" Gewitterlage an, wie sie ja auch vom
GFS-Hauptlauf gezeigt wird.

FAZIT:
Es bleibt im Norden und Osten mäßig warm, sonst meist sommerlich warm. Eine
Hitzewelle ist aber vorerst nicht in Sicht, wenngleich die Temperaturen im
Südwesten zu Beginn kommender Woche vorübergehend auch wieder die 30 Grad
überschreiten sollten.
Dazu muss vor allem ab Sonntag vielerorts mit Schauern und Gewittern gerechnet
werden. Unklar ist aber deren räumliche Verteilung und Intensität. Vor allem im
Westen und Nordwesten können einige Regionen auch komplett leer ausgehen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Signifikante Wettererscheinungen stehen im Mittelfristzeitraum bis Anfang
kommender Woche nur wenig auf der Agenda und dürften sich auf konvektive
Ereignisse beschränken. Die Luftmasse ist labil geschichtet, wobei Cape und PPW
am Wochenende tendenziell langsam etwas ansteigen, aber wohl keine Werte
erreichen, die verbreitet unwetterartige Begleiterscheinungen erwarten lassen
würden.
Schauer und Gewitter sind am Freitag vereinzelt, insbesondere aber am Wochenende
häufiger an den Nachmittagen und Abenden zu erwarten, dabei kann markanter
Starkregen und kleinkörniger Hagel auftreten, tendenziell am ehesten im Südosten
auch mal mehrstündiger Starkregen. Ob diese zum Sonntag hin eventuell auch den
Norden, Westen und Südwesten betreffen, ist noch unklar.
Zu Beginn kommender Woche steigt dann vor allem nach GFS mit dem Einsteuern
feuchtheißer Luftmassen in der Südhälfte das Potenzial für unwetterartige
Gewitter an, auch GEM und ICON deuten eine ähnliche Entwicklung an. Nach Lesart
des IFS wäre das aber eher nicht der Fall.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff